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Cannatrade Podiumsdiskussion

Vor vier Monaten fand in Zürich die Cannatrade statt. In der Diskussionsrunde zum Thema «Cannabis als Medizin» diskutierte die Präsidentin von MEDCAN, Franziska Quadri, zusammen mit Yvonn Scherrer, Manfred Fankhauser, Robert Hämmig und Adrian Gschwend unter der Leitung von Christine Schulthess über die Probleme der betroffenen Menschen und über die Zukunft der medizinischen Verwendung in der Schweiz. Schauen Sie die Diskussion und lesen Sie das Fazit von MEDCAN.

Liebe Cannabis-Community

An der Cannatrade konnte ich dieses Jahr an der Podiumsdiskussion über die Zukunft der medizinischen Anwendung von Cannabis in der Schweiz teilnehmen. Zusammen mit Yvonn Scherrer vertrat ich die Meinung der Patientinnen und Patienten. 

In der Diskussion spricht der Vertreter vom BAG, Adrian Gschwend, über ein neues Gesetz. Dieses wurde nun Ende Juni in die Vernehmlassung geschickt. Cannabis würde im Heilmittelgesetz wie zum Beispiel Opiate eingestuft. Dadurch wäre, wie wir erwartet haben, die Produktion und die Herstellung der Medikamente mit relativ vielen Auflagen verbunden. Das würde die Kosten der zukünftigen Medikamente bestimmt nicht billig machen. Die Krankenkassen wären zudem weiterhin nicht dazu verpflichtet, diese zu bezahlen. Die Schweiz würde sich auch an die internationalen Verträge halten, wie in der Diskussion von Herrn Gschwend vom BAG mehrfach betont wird. Das lässt keinen Spielraum für Änderungen am neuen Gesetz. Eine Spezialbewilligung würde jedoch wegfallen und die Ärzte wären allein für die Verschreibung verantwortlich. Das hingegen ist sehr zu begrüssen.

Trotz der unserer Meinung nach überwiegenden Nachteile ist ein solches Gesetz dringend nötig und würde den Patientinnen und Patienten die Legitimität geben, die sie so dringend benötigen. Die Gefahr, dass sich nur «Reiche», die Cannabis-Medikamente leisten können und dadurch ein Zweiklassen-Gesundheitssystem entsteht, ist jedoch gross. Heute schon können sich die Kosten einer legalen Therapie schnell mal auf mehrere 100 Fr. pro Monat belaufen. Solche monatlichen Kosten sind für viele kranke Menschen nicht finanzierbar. Diese Problematik wird auch von Yvonn Scherrer spezial betont.

Mit einem neuen Gesetz wird sich an der aktuellen Situation, davon gehen wir aus, für jetzt schon anwendende Cannabis-Patientinnen und Patienten nicht viel ändern. Für neue Interessierte hingegen wäre sicher vieles einfacher und auch die Ärzteschaft hätten bestimmt mehr Verständnis und bessere Möglichkeiten für die Verschreibung. Es ist zu hoffen, und dass wird vom BAG in der Diskussion versprochen, dass das medizinische Fachpersonal besser ausgebildet wird. Die Betroffenen brauchen dringend medizinische Unterstützung.

Wie auch immer man den Gesetzesvorschlag findet, ist hier anzumerken, dass es mindestens noch vier Jahre dauert, bis die politischen Prozesse vollzogen sind. Das ist eine lange Zeit für die Betroffenen. Auch die Bewilligungsprozesse für die zukünftigen Cannabis-Medikamente werden ihre Zeit benötigen. Die Schweiz ist noch weit entfernt von einer Lösung für die betroffenen Menschen. Cannabis ist aber weltweit rasant im Vormarsch. Vielen Menschen wird inzwischen ermöglicht, es medizinisch einzusetzen. Bis es in der Schweiz erlaubt ist, wird das Gesetz schon wieder veraltet sein. Als interessierter Verfolger des Weltgeschehens kann MEDCAN dieses Szenario vorhersagen, dazu braucht man keine Kristallkugel. Zudem ist es schade, wenn die Schweiz den internationalen Anschluss verpasst. Umso wichtiger ist es, dass der Verein weiterhin kompetent über die Heilpflanze aufklärt.

MEDCAN fordert, dass Patientinnen und Patienten Cannabis für die medizinische Anwendung legal selbst anpflanzen dürfen. Denn so lange die Krankenkassen die Kosten für Cannabis-Medikamente nicht bezahlen, bleiben sie für die meisten Betroffenen zu teuer. Es muss daher möglich sein, Cannabis für die medizinische Anwendung so günstig wie möglich selbst herzustellen. Das wird MEDCAN so in seiner Stellungnahme zur Vernehmlassung einfliessen lassen.

Franziska Quadri, Präsidentin MEDCAN