Das Endocannabinoid-System wird im Medizinstudium nicht gelehrt
2013 führte der Kardiologe Dr. David Allen an US-amerikanischen Universitäten eine Umfrage durch, um festzustellen, welche Schulen das Endocannabinoid-System unterrichten. Nur 13 Prozent der medizinischen Fakultäten erwähnten es in ihren Studiengängen. Nun geht es hier nicht um Cannabis, sondern um ein Neurotransmittersystem, das Anfang der Neunzigerjahre entdeckt wurde. Neurotransmitter sind Botenstoffe, die an chemischen Synapsen die Erregung von einer Nervenzelle auf andere Zellen übertragen. Es ist wissenschaftlich belegt, dass das ECS für die Homöostase im Körper von entscheidender Bedeutung ist. Und trotzdem werden Medizinstudenten nicht darin geschult.
Wenn ein Arzt das ECS und seine Bestandteile wie die Neurotransmitter Anandamid, 2AG und Dopamin und ihre Wirkung auf den Körper nicht kennt, versteht er auch nicht wie Cannabis als Medikament bei Migräne, MS, Epilepsie, Morbus Crohn, Arthritis, chronischen Schmerzen und vielen anderen Leiden und Krankheiten eingesetzt werden kann. Das ist für Cannabis-Patientinnen und -Patienten unverständlich.
Die US-Bundesregierung hat viel unternommen, um die Diskussion über das ECS zu unterbinden. Seltsamerweise war sie besonders bemüht, den medizinischen Nutzen von Cannabis und deren Cannabinoiden falsch darzustellen – obschon das amerikanische Gesundheitsministerium ein Patent auf das beliebte Cannabinoid CBD besitzt. Die US-Regierung weiss zudem auch seit 1974, dass Cannabis Krebszellen abtötet.
Ein Beispiel, das diesen Punkt verdeutlicht, ist die Art und Weise, wie die US-Regierung mit wichtigen Forschungsarbeiten des angesehenen Lungenarztes der University of California (UCLA), Dr. Donald Tashkin, umgegangen ist. Taschkin hatte die Aufgabe im Auftrag des National Institute of Drug Abuse (NIDA), den Zusammenhang zwischen dem Rauchen von Cannabis und Lungenkrebs zu beweisen. Seine Studie bewies aber das Gegenteil.
Das Team von Tashkin befragte 1212 Patientinnen und Patienten des Krebsregisters von Los Angeles. Seine Kontrollgruppe bestand aus 1040 krebsfreien Bürgerinnen und Bürgern, die hinsichtlich Alter, Geschlecht und Demographie übereinstimmten. Tashkin fand heraus, dass das vermehrte Rauchen von Cannabis nicht zu einem höheren Risiko führte, an Lungenkrebs zu erkranken. Tatsächlich hatten sie ein geringeres Risiko als diejenigen, die überhaupt nichts rauchten. Tabakraucher waren hingegen umso gefährdeter, je mehr sie konsumierten. Tabakraucher, die auch Cannabis rauchten, konnte das Risiko wieder etwas verringern.
Das war aber nicht das, was die US-Regierung hören wollte. Dr. Tashkins Forschungsergebnisse wurden verheimlicht und sie versuchten, seine Glaubwürdigkeit zu untergraben. Anstelle seiner Ergebnisse griff die Regierung eine viel kleinere Studie aus Neuseeland auf. Diese Studie hatte zwar genau die gleichen Erkenntnisse erbracht, abgesehen von einer Handvoll sehr starker Konsumenten. Diese waren zu wenige, um repräsentativ zu sein. Die US-Regierung griff aber genau diese statistisch unbedeutenden Ausreisser auf, um die Gefährlichkeit des Cannabisrauchens zu beweisen. Sie stellten die Ergebnisse der neuseeländischen Studie falsch dar und sagten, sie widerspreche Taschkins. Auch die Medien ignorierten die sehr geringe Grösse der Studie – 79 Raucher nahmen daran teil, 21 davon rauchten nur Cannabis – und veröffentlichten die falsche Auslegung der Studie als neueste Erkenntnisse.
Das ist bedenklich und man sollte sich fragen, welche anderen Lügen uns betreffen Cannabis erzählt werden. Die Existenz des Endocannabinoide-Systems in unseren Körpern sollte eigentlich Beweis genug sein, dass es keine gefährliche Droge ist und dass es als Heilpflanze ein grosses medizinisches Potenzial hat. Es ist zu hoffen, dass das ECS sehr bald seinen Platz in der Medizin findet. Und dass man den Medizinstudenten das Wissen nicht vorenthält. Patientinnen und Patienten erzählen weltweit von ihren guten Erfahrungen mit Cannabis als Medikament. Das kann von den Ärzten hoffentlich irgendwann nicht mehr ignoriert werden.